Beechcraft Bonanza

Walter Beech hatte die Schnauze voll: „Hochdecker! Immer nur Hochdecker! Clyde, Du kannst mich mal mit Deinen verdammten Hochdeckern! Ich kündige!“

So oder so ähnlich will es die Legende. Die stimmt aber nicht: Walter Beech war keineswegs Angestellter von Cessna, sondern hatte seit vielen Jahren seine eigene Firma: die Beechcraft Corporation. Und die wurde 1932 gegründet: dem Jahr, in dem Cessna gerade pleite war. Was für Walter Beech durchaus praktisch war, konnte er doch die Fabrikhalle von Cessna einfach übernehmen und dort seine Beechcraft Model 17 Staggerwing entwickeln – einer der schönster Doppeldecker, die je gebaut wurden. Hauptkunde war das Militär.

Nach dem 2. Weltkrieg braucht die Flugzeugindustrie neue, zivile Kunden. In der Hoffnung auf tausende während des Krieges vom Fliegen angefixte GIs als neue Privatflieger begann ein irrsinniger Wettlauf um die Vorherrschaft im Flugzeugmarkt. Cessna, Piper & Co setzen auf preiswerte Ausbildungsflugzeuge. Walter Beech jedoch folgte einem anderen Ansatz und ließ sein Team um Ralph Harman die Beech Bonanza 35 entwickeln: ein radikal neues Luxusflugzeug mit Einziehfahrwerk und revolutionärem V-Leitwerk. Der erste Prototyp flog 1945. Bei der Erprobung ließ man sich für damalige Verhältnisse viel Zeit: es wurde zwei Jahre lang ausführlich getestet, sogar ein Windkanal wurde errichtet um das Design zu optimieren. Die ersten Kundenflugzeuge wurden dann 1947 verkauft. Das Flugzeug war ungeheuer erfolgreich, es gab über 1,000 Vorbestellungen!

Motorisiert war die erste Bonanza mit einem 6-Zylinder Continental E-165 Triebwerk, das eher bescheidene 165 PS leistete. Dank des effizienten Designs mit Einziehfahrwerk und Verstellpropeller brachte die Beech es aber trotzdem auf eine Reisegeschwindigkeit von rund 150kt – und war dabei viel komfortabler als die meisten anderen Modelle. Eine Besonderheit ist das „Bungee Seil“, welches Seitenruder und Querruder miteinander verband. Egal, ob der Pilot Steuerhorn oder Pedale bevorzugte: es kam immer eine koordinierte Kurve dabei heraus.

So schön die Bonanza war, es gab da zwei kleine Probleme. Zum einen war das Flugzeug mit $8000 nicht gerade preiswert. Zum anderen gab es Probleme mit dem V-Leitwerk, weswegen die Bonanza schnell den Ruf eines „Doktor-Killers“ hatte.
Tatsächlich war das Leitwerk hohen Belastungen im schnellen Sinkflug nicht gewachsen – und brach einfach ab! Heutzutage muss sich aber kein Pilot mehr Sorgen um die Stabilität seiner Bonanza machen: sämtliche Flugzeuge wurden auf ein stabileres Leitwerk umgerüstet. Es gab dermaßen viele Untersuchungen, dass das V-Leitwerk der Bonanza eine der am besten erforschten aerodynamischen Problemstellungen ist.

Entwicklung der Bonanza mit V-Leitwerk

Im Laufe der Jahre wurde die Beechcraft Bonanza fortwährend verändert. Anfangs stieg vor allem die Motorleistung von 165 auf 195PS. 1949 gab es ein steuerbares Bugrad, 1952 ein größeres Leitwerk und 1955 kamen ein drittes Seitenfenster und zwei Zusatztanks in den Tragflächen hinzu.

Ein großes Upgrade kam 1957 mit der H35: Ein neues Triebwerk vom Typ O-470-G wurde installiert und leistete 240 PS, wodurch sich die Reisegeschwindigkeit auf 165kt erhöhte. Der Preis stieg auf $52,000 – was heutigen $450,000 entspricht. Eine Beech war schon damals sauteuer.

Der Jahrgang 1961 brachte dank verlängertem dritten Seitenfenster einen moderneren Look, außerdem wurde das Tanksystem entrümpelt. Ein Jahr später kam ein neues Instrumentenpanel dazu.

1964 wurde das O-470 durch ein deutlich haltbareres IO-520 Triebwerk mit 285PS ersetzt. Nun konnten 6 Leute in der Bonanza Platz finden – und die Zuladung ermöglichte sogar die Mitnahme von 50 Gallonen AvGas! 1966 gab es optional ein weiteres Triebwerk mit Turbo, durch das die Geschwindigkeit auf 195kt stieg.

Beechcraft 33 Debonair

Anfang der 60er Jahre begingen Cessna und Piper ein Sakrileg: sie wagten es doch tatsächlich, mit den Typen Piper Comanche und der Cessna 210 den Markt der High-Performance Viersitzer aufzumischen! Und das auch noch zum halben Preis!

Die Beechcraft Corporation – inzwischen unter Führung von Olive Ann Beech – sah sich zum Handeln gezwungen. Ein neues Flugzeug musste her. Ein billiges Flugzeug. Und das ging so: man nahm eine Beech Bonanza und ersetzte das V-Leitwerk durch ein stinknormales Standardmodell. Der Motor leistete nur noch 225PS. Das Interieur wurde spartanisch ausgestattet und der Geiz ging soweit, dass man beschloss, kleinere Reifen zu installieren und künftig für den zweiten Zeiger des Höhenmessers einen Aufpreis zu verlangen.

Die Begeisterung der Kundschaft hielt sich in Grenzen: zum einen war die Debonair immer noch viel teuerer als die Konkurrenz, zum anderen war eine Beech ohne Ausstattung keine Beech mehr.

Sukzessive wurden die üblichen Extras wieder zur Serienausstattung hinzugefügt. Ab 1966 bekam der Motor wieder mehr Leistung und eigentlich gab es bis auf das Leitwerk keinen Unterschied mehr zur Bonanza.

Konsequenterweise ließ man 1968 den Namen Debonair fallen und verkaufte die Maschine als 33 Bonanza. 1971 wurde ein verlängertes Bonanza 33 Model mit großer Cargo-Tür, vier vollwertigen Sitzen und Standardleitwerk auf den Markt gebracht und als F33A bis 1994 in dieser Form produziert.

Beechcraft Bonanza Modell 36

Ende der 60er Jahre hatten Cessna und Piper mit sechssitzigen Flugzeugen großen Erfolg. „Wir wollen auch etwas von Kuchen“ dachte sich Beech und baute eine vergrößerte Version der Bonanza – das Modell 36. Ursprünglich sollte daraus ein einfacher Transporter für Passagiere oder Gepäck entstehen, aber eine Beech ohne Luxusausstattung ist nunmal keine Beech mehr. Also besannen sich die Leute von Beechcraft auf das, was sie am besten konnten, und rüsteten die 36 zum Luxusflieger um.

Ingesamt wurde über 17,000 Exemplare der Beechcraft Bonanza hergestellt, davon 4,500 vom Modell 36. Als G36 mit modernem Garmin Glascockpit kann die Beechcraft Bonanza für rund $800,000 noch heute bestellt werden – damit ist die Bonanza das am längsten produzierte Flugzeug überhaupt!

Beechcraft Bonanza Technische Daten

Abmessungen Spannweite Länge Höhe
10,21 m 8,38 m 2,62 m
Hersteller Beechcraft Corporation (USA) beechcraft.com
Varianten

G36

Baujahr

Seit 1947, Modell 36 seit 1968

Stückzahl

> 4,500

Motor

Continental IO-550-B

Leistung

300 PS

V(stall)

52 kt (95 km/h)

V(75{5eb68abc682c3695e5075ae6818d61a223ac726b528b58b95f9748f29945bea8})

174 kt (322 km/h)

Startrollstrecke

580m

Steigleistung

1.230 ft/min (6,2m/s)

Dienstgipfelhöhe

18.500 ft

Verbrauch

15 gph

Reichweite

832 NM (1.497km)

Leergewicht

1.148 kg

Zuladung

482 kg

Preis (neu, 2016)

Ca 800.000€

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