Microsoft Flight Simulator 3.0 (Teil 2/2)

Gates Learjet 25 G – das simulierte Düsenflugzeug

Ein besonderes Highlight der neuen Version des Microsoft Flight Simulators war die Ankunft des ersten Düsenflugzeugs, einer Gates Learjet 25 G.

Der Learjet wurde kurz nach dem 2. Weltkrieg von einem für seine verrückten Ideen berüchtigten Mann namens Bill Lear auf Basis eines Kampfjets konzipiert. Als Produktionsstandort wählte er die Stadt Wichita in Kansas. Dort fand er nicht nur genügend qualifiziertes Personal, sondern bekam auch ein öffentliches Darlehen in Höhe von 1,2 Millionen Dollar. Bis zum ersten Flug vergingen allerdings einige Jahre: am 7. Februar 1963 begann die Produktion des ersten Learjets, des Modells 23. Der Erstflug fand am 7. Oktober desselben Jahres statt. Der Learjet war der erste Business Jet seiner Art und ein sofortiger Erfolg: bis 1966 wurden 104 Exemplare gebaut. Dann wurde das Modell 23 von dem Modell 24 mit 6-8 Sitzen und dem 1,24m längeren Modell 25 mit 10 Sitzen abgelöst.

Die Leistungsdaten beeindrucken noch heute: Die Reisegeschwindigkeit der mit einer Druckkabine ausgerüsteten Maschine beträgt 859 km/h bei einer Flughöhe von 41.000 Fuß. Damit ist der Learjet so schnell wie ein normales Verkehrsflugzeug. Noch beeindruckender ist die Steigrate von über 30m pro Sekunde – eine normale Cessna 172 schafft gerade mal 3,5m pro Sekunde. Mit dieser Performance ist der Jet nach 10 Sekunden auf der üblichen Platzrundenhöhe angelangt und überschreitet nach zwei Minuten die Dienstgipfelhöhe einer Piper Cherokee 140. Weitere 10 Minuten später erreicht er seine Reisehöhe von 41.000ft und scheint damit jeglichen Widrigkeiten des alltäglichen Lebens zu entfliehen – zumindest, solange man keinerlei menschliche Bedürfnisse hegt: zur Ausstattung der 1,50m schmalen Kabine zählen weder ein Bordrestaurant noch eine Toilette.

Und warum hieß das Modell nun „Gates“ Learjet? Die Erklärung ist einfach: 1969 verkaufte Bill Lear 60{5eb68abc682c3695e5075ae6818d61a223ac726b528b58b95f9748f29945bea8} seiner Anteile an die „Gates Rubber Company“ aus Denver in Colorado. Die Firma „Lear Jet Industries Inc.“ wurde in „Gates Learjet Corporation“ um- benannt – und aus dem Learjet 25 wurde der „Gates Learjet 25G“ (wobei das G für den Jahrgang 1980 steht).

Microsoft Flight Simulator 3 Learjet Cockpit
Das Cockpit des Gates Learjet 25 im Flight Simulator 3

Nur für Könner

Der Learjet im Flight Simulator 3 ist kein Flugzeug für Anfänger. Das liegt nicht unbedingt an der komplexen Bedienung, denn Armaturenbrett ist fast identisch zu dem der Cessna. Der einzige Unterschied besteht darin, dass der Geschwindigkeitsmesser bis 500 Knoten geht und die Drehzahlmesser einer prozentualen Anzeige gewichen ist.

Die Beschleunigung beim Start ist natürlich phänomenal: Bei Vollgas schießt der Learjet in nullkommanichts auf Tempo 120 (Knoten!). Dann ist man am Ende von Meigs Start 36 und muss die Kiste mit der Tastatur hochziehen, möchte man nicht im Michigan See baden gehen: Dazu tippte der Pilot fünfmal schnell die Pfeiltaste nach unten– Nein! Halt! Zuviel! Die Überziehwarnung dringt durch Mark und Knochen, hastig korrigierte man mit der gegenteiligen Pfeiltaste. Wieder zu viel, der Learjet kippt nach unten weg, wird dabei immer schneller und schlägt mit 300 Knoten Endgeschwindigkeit unsanft auf dem Wasser auf!

Nach einigen Anläufen und sanfteren Tastaturausschlägen gelingt es, den Jet zumindest in die Luft zu bringen. Bei Kurven hat der Vogel aber leider dasselbe Problem: entweder passiert gar nichts oder die Maschine kippt weg und rast mit Überschallgeschwindigkeit dem Erdboden entgegen. An eine saubere, geordnete Landung war nicht zu denken.Die Geräuschkulisse des Learjets sorgt auch nicht unbedingt für das richtige Feeling: der Sound erinnert keineswegs an den eines Jets, sondern entspricht mehr dem der Cessna, nur schneller abgespielt – also ein bisschen wie eine Stubenfliege auf Ecstasy. Auch wenn er hübsch aussah: der Jet blieb meistens im Hangar, es war einfach zu frustrierend, damit zu fliegen.

Tröstlicher Weise gilt das reale Vorbild ebenfalls als zickige Diva: im Vergleich zu vergleichbaren Flugzeugen ist der von einem frühen Kampfjet abstammende Learjet 25 trotz extrem aufwendiger Steuertechnik schwer zu fliegen, insbesondere deswegen, weil die benötigte Geschwindigkeit für den Start und die Landung ungewöhnlich hoch war. Genau wie in der Simulation dargestellt erfordert die Steuerung des Originals ein unheimliches Fingerspitzengefühl.

< Zum ersten Teil

 

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