Die Cessna 172 von A2A für FSX und Prepar3d

Normalerweise schreibe ich ja lieber über richtig echte Flugzeuge, aber in diesem Artikel möchte ich über ein virtuelles Flugzeug schreiben, welches ich unheimlich faszinierend finde und das auch für die Pilotenausbildung relevant sein kann.

Und zwar handelt es sich dabei um die Cessna 172 von A2A.

Cessna 172? Faszinierend?

Junge, hast Du etwa wieder gekifft? Was bitte soll an diesem stinklangweiligen Viersitzer spannend sein? Sie ist lahm, sie ist hässlich, sie ist das Standardflugzeug in jedem Flugsimulator – warum um alles in der Welt sollte man sich ausgerechnet mit diesem Muster auseinandersetzen?

A2A-Cessna-172
Ein simuliertes Flugzeug für die Pilotenausbildung? Klar doch!

Stimmt. Wobei – nicht ganz: bei Prepar3d, dem Nachfolger des Microsoft Flight Simulators, ist keine Cessna in der Flotte vorhanden, aber Schwamm drüber, Cessnas gibts als Freeware wie Sand am Meer.

Warum also diese?

Nun ja, am Modell kann es nicht wirklich liegen. Die N7274H sieht aus wie eine 1996er Cessna 172 eben aussieht. Weiß, ein paar Streifen, schmutzig – schnittig ist was anderes. Wenn man aber mal ganz genau hinsieht, merkt man, dass die Entwickler wirklich jedes Detail umgesetzt haben – bis hin zu den kleinen Antennen, mit denen bei einem Blitzschlag die statische Ladung abgeführt wird. Fährt man die Landeklappen aus, werden die einzelnen Aluminiumlamellen sichtbar, genauso wie Aufhängung und Steuerstangen. Die Cowling sitzt genauso ungenau eingepasst wie das Original. Sogar die Klappen der Lüftung sind modelliert – und beweglich. Noch nie habe ich ein dermaßen akkurat modelliertes virtuelles Flugzeug betrachtet, es ist sozusagen das CMC Modell der Add-On Flugzeuge.

Alles schön und gut, aber akkurat gestaltet Modelle bieten auch andere Hersteller. Setzen wir uns erst einmal ins virtuelle Cockpit. Auch dieses ist sehr schön modelliert und kommt dem Original unheimlich nahe. Der Motor ist noch nicht gestartet, alle Anzeigen sind dunkel, es herrscht Stille.

Jetzt stellt mal die Lauscher auf und bewegt die Ruder – die Geräusche, die nun aus dem Lautsprecher dringen werden jedem bekannt vorkommen, der seinen PPL (A) oder LAPL in der Tasche hat oder zumindest schon einmal in einer abgestellten Cessna mit den Hebeln gespielt hat. Jeder Schalter macht den gleichen Sound, den das reale Vorbild macht, und die Geräusche wurden tatsächlich in einer realen Cessna aufgenommen. Wunderbar ist auch das Quietschen des Fensters beim Öffnen, genau wie das satte Klacken des Tankwahlschalters.

Cockpit der A2A Cessna 172
Das Cockpit der A2A Cessna 172 – hier kann man für seinen Pilotenschein trainieren!

Genug geschaltet, düsen wir los! Aber was ist das? Ich sehe nix mehr – das sind doch tatsächlich die Fenster beschlagen! Machen wir die Fenster auf und starten wir den Motor. Mühsam rappelt er sich los, hustend, spuckend, bis er schließlich doch anspringt und rappelnd warmläuft. Wer schon einmal einen richtigen Lycoming Motor gestartet hat wird jetzt ein wissendes Grinsen im Gesicht haben.

Rollen wir los zur Piste 07. Und spätestens jetzt merken wir, dass die A2A Cessna eine unheimlich genaue Replik des Originals ist. Erst bei 1,500 U/min setzt sich die Fuhre überhaupt in Bewegung. Hat sie ihre Trägheit überwunden, wird sie rasch schneller und lässt sich kaum noch steuern. Wir müssen also – wie beim Vorbild – auf 1,000 U/min herrunterregeln, um auf eine vernünftige Fahrt zu kommen. Die Fahrt ist keineswegs Glatt, die Cessna rumpelt und quietscht wie ein altes Bett, auf dem ein junges Ehepaar Sex hat.

Beim Start wird der Motor sehr laut. Klickt man auf die Buchsen fürs Headset stecken plötzlich Kabel drinnen, das Geräusch (in Wirklichkeit: der infernalische Lärm!) ist nun nur noch gedämpft zu hören. Das Bugrad fängt bei 55 Knoten an zu flattern, ich ziehe das Steuerhorn – die Nase hebt sich, wir sind in der Luft. Trotz des virtuellen Headsets rauscht es neben mir immer noch sehr laut – kein Wunder, das Fenster ist ja noch offen!

Wie im echten Flugzeug: die Physik!

Bei den meisten Flugmodellen in Prepar3d reagieren die Anzeigen sehr schnell. Nicht so in der Cessna 172 von A2A: die Entwickler haben die Anzeigen einer realen Cessna genau analysiert und programmatisch umgesetzt, weswegen sich das Modell exakt genauso verhält wie das Original. Levelt man das Flugzeug aus, ändert sich beispielsweise die Anzeige des Variometers nur allmählich, obwohl der Höhenmesser sich schon längst beruhigt hat. Das gleiche gilt für den Fahrtmesser oder den Schnapskompass, die sich genauso verhalten wie in Echt.

Das gilt natürlich auch für die Flugeigenschaften. Im Bereich des Überziehens sind ist beispielsweise nur noch das Seitenruder aktiv, die Querruder hingegen haben keine Wirkung mehr.

Absturz durch falsche Beladung

Besonders spannend ist natürlich das Menü, in dem man die Beladung bestimmten kann – sogar während des Fluges. Was passiert, wenn vorne zwei schlanke Mädelz das Flugzeug steuern, die fetten Kerle hinten sitzen und dann noch 20kg Gepäck hinzu kommen?

Nun, die Maschine ist extrem hecklastig und kaum zu steuern. Tauschen die Insassen die Plätze, passt die Balance wieder einigermaßen. Die Maschine ist zwar immer noch sehr schwer, aber zumindest noch einigermaßen kontrollierbar. Aber die Möglichkeit, Weight & Balance sinnvoll simulieren zu können und zu spüren, welche Auswirkung eine falsche Beladung haben kann, sind für einen angehenden Piloten schlicht unbezahlbar.

Und wir sind noch längst nicht am Ende: es werden nicht nur Grafiken und Flugeigenschaften hervorragend simuliert, nein nein: auch der Motor kommt sein Fett weg. Wer seinen Motor mit reichem Gemisch warmlaufen lässt und dann für eine halbe Stunde auf dem Klo verschwindet, darf sich nicht wundern, wenn der Motor dank total verrußter Kerzen ausgegangen und sich auch nicht mehr anschmeißen lässt.

A2A Cessna 172 Motorwartung
Maschine durch? In der Pilotenausbildung kann man nicht probieren, wie es sich mit einem defekten Motor fliegt. Hier schon.

Allerlei Möglichkeiten, den Lycoming-Motor zu massakrieren werden im Programm dargestellt – bis hin zu schönen blauen Rauchwolken und entsprechend unrundem Lauf, wenn die Kompression eines Zylinders im Eimer ist. Ist das der Fall, hilft nur noch ein Besuch in der Werft. Dort kann man die Maschine untersuchen, reparieren, Öl wechseln oder sich für einen anderen Propeller oder eine andere Reifensorte entscheiden.

Alles in allem ist die Cessna 172 von A2A eine echte Bereicherung für den FSX und Prepar3d. Hat man sich erst einmal an diese Detailtiefe gewöhnt, sind die Standardflugzeuge nur noch schwer zu ertragen.

Erheblicher Nutzen für die Pilotenausbildung

Wenn man sich einige Stunden mit dem Flugzeug beschäftige hat wird schnell merken, dass man in dieser Simulation so einiges lernen kann, die im Leben eines richtigen Privatpiloten nicht nur nützlich sind, sondern einem unter Umständen das Leben retten kann?

Das gilt insbesondere für Flugschüler, die in einer Flugschule gerade ihren Pilotenschein machen

Wo sonst kann man gefahrlos ausprobieren können, was genau passiert, wenn man sich nicht an die Regeln der Physik hält?

Wo sonst kann man erleben, was mit dem Motor passiert, wenn er in einem Sturzflug gnadenlos überdreht wird?

Wo sonst kann man die Auswirkungen der Belastungen austesten, wenn man sein Flugzeug weit über die V(NE) beschleunigt?

Allein das Erlebnis einer misslungenen Weight & Balance sollte jedem die $40.00 wert sein, die das virtuelle Flugzeug kostet – denn so etwas lässt sich in keiner Flugschule der Welt trainieren!

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1 Gedanke zu „Die Cessna 172 von A2A für FSX und Prepar3d“

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